Selbsthilfegruppen

 

Den ersten Tag im neuen Jahr möchte ich dazu nutzen über ein für mich sehr wichtiges Thema zu schreiben: Selbsthilfegruppen. Manch einer kennt sie vielleicht, oft sind einem nur die Anonymen Alkoholiker bekannt und häufig bestehen Ängste sich vor anderen, fremden Menschen als Betroffener zu "outen". 

 

Selbsthilfegruppen sind der Zusammenschluss von Menschen, die alle ein Thema betrifft oder bewegt. Sie sind selbstorganisiert und dienen dem Austausch von Informationen und Erfahrungen sowie der gegenseitigen Unterstützung.1

 

Ich habe selbst nie damit gerechnet, dass eine Selbsthilfegruppe für mich hilfreich sein kann obwohl ich als Psychologin über die positiven Auswirkungen Bescheid weiß. Ich musste erst komplett verzweifelt sein und von lieben Menschen den Hinweis erhalten, dass eine Selbsthilfegruppe doch vielleicht eine Idee wäre.

 

Es kostete mich viel Überwindung den ersten Schritt zu machen und mein erster Versuch war auch nicht von Erfolg gekrönt. Die Leiterin der örtlichen Selbsthilfegruppe war sehr unnahbar, schwer zu erreichen und teilte mir viel zu kurzfristig mit, wann das Treffen stattfinden sollte. Also ging ich nicht hin.

 

Kurz darauf zog ich um und wagte in meiner neuen Stadt einen neuen Versuch. Und es hat sich gelohnt! Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt, die alle schon viel länger als ich mit einer chronisch entzündlichen Erkrankung leben. Das hat mir Mut gemacht, dass sie nach all den Jahren chronischer Krankheit ihre Lebensfreude nicht verloren haben. Auch konnten sie mir viele hilfreiche Tipps geben. Und zum ersten Mal, als ich von meiner Krankheit sprach, habe ich mich wirklich verstanden gefühlt. Ich habe gespürt, dass diese Menschen das was ich ihnen erzähle wirklich nachvollziehen können. Und sie stellten sehr interessante Fragen. In meinem Bekanntenkreis begegnen mir meist Verständnisfragen, was total in Ordnung ist und die ich auch gerne beantworte, aber es entsteht selten ein richtiger Austausch. Ganz anders war das in dieser Gruppe.

 

Bei den meisten Selbsthilfegruppen handelt es sich um offene Gruppen. Das heißt es gibt feste Termine für Treffen (meistens einmal im Monat, z.B. am ersten Dienstagabend jeden Monats) und jeder kann jedes Mal für sich entscheiden, ob er kommt oder nicht. Merkt man während dem Treffen, dass es leider nichts für einen ist oder man wird von Emotionen überwältigt, ist einem in der Regel auch keiner böse, wenn man das Treffen vorzeitig verlässt. Bei den meisten Selbsthilfegruppen sind auch Angehörige von Betroffenen willkommen. Die Treffen dauern meistens 1-3 Stunden. Ebenfalls üblich ist es sich in Selbsthilfegruppen zu duzen und alles was besprochen wird vertraulich zu behandeln. Manchmal gibt es eine Person, meistens diejenige, die die Gruppe in das Leben gerufen hat, die die Treffen etwas strukturiert. In manchen Gruppen findet nur ein freies offenes Gespräch statt. Grundsätzlich gilt, dass keiner etwas preisgeben muss und jeder nur so viel von sich berichtet wie er möchte. In der Regel findet jedoch ein reger Austausch statt, da besonders langjährige Mitglieder die Erfahrung gemacht haben von dem Austausch zu profitieren. Wenn ihr euch unsicher seid, erkundigt euch vorab bei dem Leiter der Selbsthilfegruppe über die Konditionen.

 

Als ich nun nach meinem letzten Krankenhausaufenthalt zu geschwächt war um mich selbst zu versorgen, bin ich vorübergehend zu meiner Mutter gezogen. Dort habe ich mich dann ebenfalls einer Selbsthilfegruppe angeschlossen und wieder nur positive Erfahrungen gesammelt. Besonders wenn man neu in einer Stadt ist, gibt es viele Dinge, die man von anderen Betroffenen lernen kann, z.B. welcher Arzt empfehlenswert ist.

 

Falls ihr euch noch keiner Selbsthilfegruppe angeschlossen habt, kann ich euch nur raten es mal auszuprobieren. Ihr könnt dabei nur gewinnen. Sagt euch das Treffen nicht zu, geht ihr einfach nicht wieder hin. Ihr müsst euch in der Regel nirgends abmelden und niemandem einen Grund nennen.

 

Wenn ihr euch jetzt fragt, ob es auch in eurer Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt, könnt ihr das auf den Seiten der DCCV überprüfen (hier klicken). Sollte es noch keine Gruppe geben, könnt ihr auch selbst eine gründen. Am besten lasst ihr dann in eurer örtlichen Zeitung eine Anzeige schalten, so dass auch andere Betroffene davon erfahren. Ihr seid in euerer Stadt höchstwahrscheinlich nicht die einzigen CED-Betroffenen!

 

Geht ihr selbst regelmäßig zu Treffen von Selbsthilfegruppen oder wollt ihr es mal ausprobieren? Teilt mir gerne eure Erfahrungen unten in der Kommentar-Box mit oder schreibt mir eine E-Mail.

 

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