Am Wochenende war ich zum ersten Mal mit meinem Stoma schwimmen oder zumindest in öffentlichen Gewässern ;-). Manche glauben ja, man könnte mit Stoma nicht schwimmen gehen. Alle Stomaschwestern, die mich bisher betreut haben, haben mir jedoch versichert, dass das überhaupt kein Problem ist. Was mich als bekennende Wasserratte sehr gefreut hat!! :-)))
In dem ersten Jahr mit meinem Stoma ging es mir viel zu schlecht als dass ich an den Besuch eines Freibades oder einer Therme auch nur denken hätte können. Nach und nach habe ich mich aber mehr von den Operationen erholt und auch meine letzten Wunden waren nun geschlossen, so dass endlich nichts mehr dagegen sprach.
Ich gebe zu, dass ich trotz der Versicherungen der Stomaschwestern etwas nervös war. Mein Stoma ist schwer zu versorgen und neigt zu Leckagen (je nach Versorgung mehr oder weniger). Deswegen hatte ich große Sorge im Schwimmbecken ein Leck zu bekommen oder sogar meine Stomaversorgung zu verlieren. Ich hatte schon Lecks in der Öffentlichkeit und das ist einfach nicht schön. Auch wenn bisher glaube ich nie jemand etwas davon mitbekommen hat. Aber im Schwimmbad? Vielleicht sogar noch mitten im Becken? Da würde es wohl schon eher auffallen. Meine Sorgen waren aber zum Glück unbegründet, es ist nichts dergleichen passiert und ich hatte einen wunderschönen Tag in der Therme!
Allerdings habe ich mich auch gut auf mein erstes Schwimmen vorbereitet. Wie ich das gemacht habe, möchte ich mit euch teilen.
Meine Tipps & Tricks für einen gelungenen Schwimmausflug mit Stoma:
1. Zwischen den Mahlzeiten schwimmen gehen.
Mein Stoma fördert direkt nach dem Essen bis 2 Stunden danach, anschließend fördert es nur noch vergleichsweise wenig. Mehr Output ist immer ein größeres Risiko für ein Leck, besonders wenn dieser entweder sehr flüssig oder sehr fest ist. Deshalb bin ich etwa 1 Stunde nach dem Frühstück losgefahren, hatte 1 Stunde Fahrzeit und konnte dann vor dem Thermenbesuch mein Stoma leeren. Anschließend hatte ich für den ganzen Aufenthalt kaum Aktivität. Mittag habe ich erst kurz vor dem Verlassen der Therme gegessen als ich auch nicht mehr vorhatte nochmal in das Wasser zu gehen. Ihr müsst natürlich nicht hungern, wenn ihr Schwimmen geht. Keiner weiß besser als ihr, wann euer Stoma eher aktiv und wann eher inaktiv ist. Schwimmen ist jedoch entspannter und macht mehr Spaß, wenn ihr es in eine inaktive Zeit legt. Außerdem zeichnet sich der Stomabeutel dann auch nicht all zu sehr unter der Badekleidung ab, sofern er von ihr bedeckt wird.
2. Die Mahlzeiten bewusst wählen.
Der Output von meinem Stoma ist meistens zu flüssig. Deshalb habe ich etwas gefrühstückt, was bei mir erfahrungsgemäß einen eindickenden Effekt hat. Nichts funktioniert bei mir hier besser als Bananen, deshalb habe ich an diesem Tag Bananen gefrühstückt. Auch hier ist das Ziel das Risiko eines Lecks so gut wie möglich zu minimieren.
3. Medikamente einpacken.
Wenn ihr Medikamente einnehmt, die das Verhalten eures Stomas beeinflussen, vergesst sie nicht. Das mag total logisch klingen, aber manchmal denkt man einfach nicht daran, wenn man nur 1 Stunde das Haus verlässt. Für den Notfall - dass z.B. das Stoma plötzlich doch enorm aktiv ist - sollte man aber etwas dabei haben. Das gibt einem auch ein besseres Gefühl, selbst wenn der Notfall nicht eintritt.
4. Ausreichend Stomaversorgung einpacken.
Auch das liegt auf der Hand: als Stomapatient sollte man ohnehin immer alles für mind. 1 Versorgungswechsel dabeihaben. Das bedeutet auch extra Badekleidung, Unterwäsche, Hose etc. für den Fall, dass doch etwas daneben geht. Ein zusätzlicher trockener Beutel für danach ist auch schön.
5. Stoma abkleben.
Ich glaube das ist mit der wichtigste Punkt fürs Schwimmen. Ich habe mein Stoma rundherum mit wasserdichter und -abweisender Folie abgeklebt. Warum? Stomamaterial ist dafür hergestellt um Flüssigkeiten aufzusaugen. Das Material unterscheidet dabei nicht zwischen flüssigen Stuhlausscheidungen und Wasser. Wenn man sich ohne Abklebung im Wasser aufhält, besonders über einen längeren Zeitraum, quillt die Stomaplatte auf und irgendwann löst sich dann auch die Versorgung oder ein Leck entsteht. Durch das Abkleben wird außerdem der Haftrand der Stomaplatte erweitert (die Ränder müssen unbedingt überklebt werden!) und somit hält die Versorgung noch besser als ohnehin schon.
6. Versorgungswechsel entsprechend planen.
Wenn ihr eine zweiteilige Versorgung verwendet, wisst ihr vielleicht schon an welchen Tragetagen Lecks vermehrt auftreten und wann nicht. Legt euren Versorgungswechsel so, dass ihr an dem Tag mit der geringsten Leck-Wahrscheinlichkeit schwimmen geht. Bei mir ist das Tag 2. Das heißt ich habe meine Versorgung am Vortrag gewechselt.
7. Neopren-Bandage benutzen.
Wenn ihr einfach nur in einer Therme relaxen wollt, könnt ihr diesen Punkt vergessen. Wenn ihr aber richtig schwimmen möchtet, dann solltet ihr darüber nachdenken euch eine Neopren-Bandage anzuschaffen. Diese werden von den Krankenkassen bezuschusst und ihr zahlt nur die gesetzliche Zuzahlung. Beim Schwimmen liegen nämlich - ganz egal wieviel ihr wiegt - mehr als 3-5kg auf der Bauchdecke und das erhöht das Risiko einer Hernie. Um den vorzubeugen, würde ich sicherheitshalber zu einer Bandage greifen wie grundsätzlich beim Sport mit Stoma. Ich weiß, dass die Neopren-Bandagen leider nicht so handlich sind wie die gewöhnlichen Bandagen. Aber wenn man gerne und oft schwimmt, dann denke ich schadet es auf keinen Fall. Außerdem "versteckt" die Bandage gleich noch das Stoma ;-)
8. Badeanzug statt Bikini.
Ihr dürft selbstverständlich gerne einen Bikini tragen (und diesen dann falls
gewünscht mit einer Bandage kombinieren), aber ein Badeanzug gibt nochmal
mehr Sicherheit. Denn in einem Sprudelbecken kann der Stomabeutel beispiels-
weise wortwörtlich nicht weggesprudelt werden und so kommt kein Druck auf
die Platte, der im schlimmsten Fall die Haftung negativ beeinflussen könnte. Die Entscheidung liegt natürlich bei euch, aber ich habe mich bei meinem 1. Versuch
definitiv sicherer mit meinem Badeanzug gefühlt. In dem schwarzen Badeanzug
fällt mein Stoma zusätzlich kaum auf :-)
Außerdem würde ich euch empfehlen, die Stomaversorgung möglichst bald nach dem Schwimmen wieder zu wechseln. Ich hoffe meine Tipps können euch dabei helfen unbeschwert schwimmen zu gehen so wie ich. Wenn ihr noch andere Tricks kennt, teilt sie gerne mit mir! :-)
Kommentar schreiben